Als 1. europäisches Team holen wir den Pokal in Südamerika

Die letzten Tage vor dem großen Finale in Rio de Janeiro wollten wir uns dann endlich die Stadt anschauen. Die Stadt in der wir Weltmeister werden möchten. Aufdem Programm stehen: Zuckerhut, Cristo, Lapa, Copacabana usw.

Gleich der erste Tag fiel komplett ins Wasser. 24 Stunden Dauerregen. Sightseeing war somit vom Programm gestrichen. Am selben Abend zogen wir noch in unsere neue Bleibe, zu Marcia und Diego. Ihre hübsche Wohnung liegt im Stadtteil Botafogo und mit direktem Blick auf die Cristo Statue. Ein absolut toller Ausblick. Sogar Cristo findet Fußball Weltklasse und leuchtete die Nacht in schwarz rot gold, blau und gelb grün. Neben an, eine der kleinsten, mittlerweile auch schon sozialisierten, Favelas der Stadt. Sozialisiert bedeutet, dass die Polizei hier schon das Sagen hat. Gefährlich sind sie aber immer noch.

Cristo
Cristo
Favela Rio
Favela Rio

Neuer Tag, neues Glück. Das Wetter war halbwegs gut gelaunt und so schauten wir uns die Umgebung an. Nach einem kleinen Spaziergang zum Hafen in Urca standen wie dann auch direkt am Eingang zum Zuckerhut. Die zwei Gondeln transportieren stündlich bis zu 1500 Passagiere. Allerdings schoben sich dicke, dunkle Regenwolken von links nach rechts und wir beschlossen, dass die Auffahrt sich an diesem Tag nicht lohnen wird.

Uns war klar, dass wir nun alle, noch offenen, Sightseeing Punkte an dem uns letzten freien Tag in Rio packen mussten. Der Gedanke daran löste in uns schon eine Stresssituation aus, aber was muss, dass muss. Das Wetter wurde besser und wir starteten den Versuch zur Cristo Statue zu fahren. An der Metro Station Lagoa de Merchardo angekommen, sahen wir nur eine sehr lange Menschenschlange. Hoffentlich stehen die nicht alle aus dem selben Grund hier an. Natürlich machten sie das! Nach fast 1 Stunde Wartezeit, dann die “erlösenden” Worte: “… der Zug ist kaputt. Wir verkaufen die nächsten 2-3 Stunden keine Tickets mehr.” Na toll, ganz umsonst die Beine in den Bauch gestanden. Wir fuhren mit der Metro weiter bis zur Station Cinelandia um uns die Mosaiktreppe in Lapa anzusehen. Kaum zu glauben wie friedlich der Platz vor dem Arcos do Lapa,ein Aquädukt mit 42 Bögen auf 270 Metern Länge und einer Höhe von 17,60 Metern, bei Tageslicht ist. Zumal sich hier Nachts, und vor allem am Wochenende, das feierwütige Partyvolk trifft und bis in die frühen Morgenstunden feiert. Das wissen wir so genau, da wir bis vor 4 Stunden selber noch hier waren. Eine kleine Cocktailbude neben der anderen. Zwischendurch immer mal wieder Künstler die ihre Souveniers an den Mann/Frau bringen wollen. Viele Verkäufer mit ihren Bauchläden. Zusätzlich eine unfassbar hohe Polizeipräsenz. Das bedeutet dann wohl die langen Finger sind nicht weit. Wie auch immer, bei Tage ist es hier ganz anders. In der Rua Manuel Carneiro wo sich die Treppe „Escaderia Selaron“ befindet, tummelten sich, wie nicht anders zu erwarten, sehr viele Touristen. Von wegen romantisch! Allerdings hat der Stadtteil Santa Teresa einem ganz speziellen Charme – viele kleine Gassen in denen man die Künstlern bei der Arbeit beobachten und immer wieder Ausblicke auf Rio genießen kann, gefiel uns sehr gut.

Lapa
Lapa

Auf dem Rückweg versuchten wir unser Glück noch einmal mit Cristo, leider ohne Erfolg, die Schlange war nur noch länger geworden, und wir fuhren dann mit dem Bus zum Rio do Sul Shopping Center. Hier befand sich auch die FIFA Ticketstelle, und ihr könnt euch eventuell vorstellen was dort los war bzgl. der heißbegehrten Finaltickets. Von hier liefen wir wieder zum Zuckerhut aber diesmal fuhren wir hoch. Versehentlich drängelten wir uns vor und standen immer noch drei geschlagene Stunden für die erste Gondel an.

  • Eintritt über 21 Jahre: 62$R
  • Eintritt unter 21 Jahre und Rentner: 31$R

Zu unserem Glück spielte das Wetter mit und wir konnten die Aussicht ein wenig genießen. Schöner wäre es immer bei strahlend blauem Himmel, aber man kann nicht alles haben. Kurze Zeit später warteten wir dann schon in der Warteschlange zum Gipfel. Dieses Mal nur 30 Minuten. Auf dem Gipfel war es schon recht kühl geworden, aber es war noch hell. Die Warterei machten wir dann auf dem Runterweg auch noch einmal. Und haben an diesem Tag, ca. 6 Stunden mit anstehen verbracht. Toll, oder?

Aussicht Zuckerhut
Aussicht Zuckerhut

Tipp: Max. 1 Sightseeing Punkt pro Tag einplanen.

Das große WM Finale 2014: Deutschland gegen Argentinien

Wir sind zurück im Maracana!

Deswegen waren wir hier. Wir wollten unsere Mannschaft im Finale sehen. Hätte mir das einer vor 5 Wochen gesagt, hätten wir es womöglich nicht geglaubt. Selbstverständlich hatten wir davon geträumt aber bei so vielen starken Gegnern hätte es jeden treffen können. Es war unsere Zeit!

In die Stadt waren mittlerweile auch ca. 500.000 Argentinier (so sagen die Brasilaner) eingefallen und haben sowohl das Samba Dome als auch die Copacabana eingenommen. Ihr könnt euch nicht vorstellen was hier los war. Aber gut, sie haben es ja auch nicht so weit.

WM Finale gegen Argentinien 2014
WM Finale gegen Argentinien 2014

Überall stehen verzweifelte Menschen – Deutsche, Argentinier und Brasilianer, alle auf der Suche nach den letzten Tickets. Teilweise deutsche, die wie Philipp und ich, die schon seit dem 1. Gruppen spiel live im Stadion mit dabei waren. Aussichtslos! Lieber werden irgendwelche Menschen noch kurzfristig aus Deutschland eingeflogen, als das echte Fans ein Ticket erhalten.

Ticketsuche WM 2014
Ticketsuche WM 2014

Die Schwarzmarktpreise schossen ins unermessliche, was man so auf der Straße hörte. Teilweise waren Menschen bereit, bis zu 10.000$R ~ 5.000 US$ zu zahlen (Kategorie 3). Gott sei dank hatten wir unsere Eintrittskarte für das Spiel in welchem wir uns den vierten Stern endlich holen.

Anspannung. Aufregung. Vorfreude. Nervosität. Unsere Gefühle an diesem Tag lassen sich nicht in Worte fassen. Ein wilder Mix aus allem. Bei der Nationalhymne sangen wir uns die Seele aus dem Leib. Nach 120 Minuten waren wir, dank eines sensationellen Treffers von Götze in der 113. Minute, Weltmeister! Weltmeister 2014. Unglaublich. Ein Traum wird wahr.

Weltmeister 2014 Deutschland
Weltmeister 2014 Deutschland

Da ist das Ding!

Wir waren Atemlos als der Schlusspfiff ertönte. Die Emotionen auf den Rängen, unbeschreiblich. Uns schossen fast die Tränen ins Gesicht. Wir waren stolz auf unsere 11. Der verdienter Lohn für die letzten Jahre harter Arbeit. Teamgeist, Einsatz und Leidenschaft – das war der Schlüssel zum Erfolg. Und natürlich die besten Fans der Welt!

Glückwunsch an unsere Deutsche Nationalmannschaft zum 4. Stern. Wir waren bereit wie nie, und sind stolz wie nie. Bei goldenem Konfettiregen und einem Feuerwerk stemmten sie den Pokal in die Luft. So fühlt sich also Glück und Zufriedenheit an. Manuel Neuer hat sich seine Trophäe für den besten Torhüter im Turnier redlich verdient, ob Messi tatsächlich der beste Spieler des Turniers war, wagen wir zu bezweifeln. Aber uns fragt ja keiner. Für uns haben Schweinsteiger und Boateng eine Weltklasse Leistung im Finale auf den Rasen geboten.

Der vierte Stern
Der vierte Stern

Wir feierten uns und die Mannschaft noch eine Weile in den heiligen Hallen des Maracana. Verließen mit “So gehen die Deutschen…” das Stadion und feierten den vierten Titel nach 24 Jahren noch lange weiter. Das haben wir uns aber auch so was von verdient. Um 3 Uhr fuhren wir heim, den um 4 Uhr mussten wir schon wieder aufstehen um mit dem Bus nach Ubatuba zu fahren. Wir sind Urlaubsreif.

Unsere persönliche WM Bilanz:

  • 7 Spiele, vom 1. Gruppenspiel bis zum Finale, Live im Stadion
  • Über 12.000 zurückgelegte KM
  • Zu viele Bierchen und Caipis
  • Die freundlichsten Menschen unserer Reise getroffen – Danke, Marcia, Marina, 2x Diego, Isabella und Augusto

 Sämtliche Rekorde gebrochen:

  • 16 Tore von Klose
  • 8. WM Finalteilnahme einer deutschen Mannschaft
  • Titelgewinn einer europäischen Mannschaft auf Südamerikanischem Boden
  • Höchster Halbfinalsieg in der Geschichte – 7:1
  • Den besten Torhüter der Welt – Manuel Neuer
  • u.v.m
Weltmeister 2014
Weltmeister 2014

Die letzten 5 Wochen gingen an die Substanz. Wir haben alles gegeben. Stimme – ach, darüber reden wir lieber nicht. Jetzt sind wir einfach nur glücklich und setzten unsere Südamerika Reise fort. Es gibt noch viel zu sehen und mit dem Titel in der Tasche reist es sich einfach besser.

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